Im Jahr 2013 landete die katarische Handball-Nationalmannschaft der Männer bei der Weltmeisterschaft auf dem 20. Platz. Im Jahr 2015 wurde das Team im eigenen Land dann guter Zweiter. Und auch im laufenden Jahr konnte sich Katar bei der WM zeitweise behaupten.
So schaffte es die Mannschaft, im Achtelfinale Deutschland zu besiegen und schied erst im Viertelfinale aus. Warum kann sich der katarische Handball innerhalb weniger Jahre so stark verändern, während die Bad Boys aus Deutschland immer noch mitten im Umbruch stecken? Der Grund ist einfach wie banal – und lässt einen durchaus am Sport an sich zweifeln.
Der katarische Handballverband wollte zur WM 2015 im eigenen Land nämlich in jedem Fall gut dastehen. Und aus diesem Grund wurde mit Valero Rivera López nicht nur ein erfahrener spanischer Trainer verpflichtet, man rüstete auch den Kader entsprechend auf.
Unter anderem mit Danijel Šarić und Rafael Capote. Beide Spieler – und noch einige mehr – wurden zunächst eingebürgert und waren dann für die Kataren spielberechtigt. Einheimische Spieler waren es im Jahr 2015 plötzlich nur noch vier – der restliche Kader wurde eingebürgert und erhielt die Spielgenehmigung.
Möglich macht das eine seltsame Regelung im Handball, die zum Beispiel im Fußball vollkommen undenkbar wäre.
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A-Nationalspieler dürfen den Verband wechseln
Wer sich im Fußball (und zahlreichen weiteren Sportarten) einmal für einen Verband entschieden hat – sofern das aufgrund der Staatsangehörigkeit überhaupt eine Option ist –, der kann diesen danach nicht mehr wechseln. Einzig vom Jugend- in den A-Bereich ist dies möglich.
Heißt: Wer einmalig für Deutschland im Nationalteam gespielt hat, darf anschließend nicht mehr für die Türkei oder andere Staaten auflaufen. Nicht aber so im Handball. Hier gilt eine dreijährige Frist, nach der durchaus ein anderer Verband gewählt werden kann. Spielte ein Spieler – wie der Torjäger Rafael Capote – mehrere Jahre nicht für sein Heimatland Kuba, kann er den Verband wechseln.
Katar hat sich genau diese Regelung zu nutze gemacht und zahlreiche Spieler auf diese Weise verpflichtet.
Für den katarischen Handball hatte das natürlich umfangreiche Folgen. Statt vieler Kataris spielten auf einmal Spieler aus Montenegro, Serbien, Spanien oder auch Frankreich für die Nationalmannschaft. Und das durchaus mit Erfolg. Unter der Führung des spanischen Trainers konnte man 2014 und 2016 die Asien-Meisterschaft gewinnen und 2014 ebenfalls bei den Asienspielen triumphieren. Bei Olympia 2016 landete das Team aus Katar zudem auf Rang 8.
Auch Fans wurden „eingekauft“
Für die Handball-Weltmeisterschaft 2015 bediente man sich in Katar nicht nur an Spielern aus anderen Ländern. Für die Kulisse bei den Spielen des Turniers sorgten zudem spanische Fans für Stimmung – gekleidet in typisch katarischen Outfits.
Von den TV-Kommentaren und Fans wurde dies viel diskutiert, beinahe schon belächelt. Während man sich über den Einkauf von Nationalspielern eher aufregte und beschwerte.
Sicherlich, moralisch ist das Vorgehen Katars nicht gerade als positiv zu bewerten. Es verändert den Handball, sorgt für veränderte Rollenverhältnisse und ist in der Fair Play Wertung nicht unbedingt ein vorteilhafter Faktor. Aber es hat funktioniert.
Und es ist legal. Die Regularien machen es möglich, Spieler einzubürgern und dann für das eigene Land auflaufen zu lassen. Bestes Beispiel ist immer noch der Ex-Kubaner Capote. Er spielte für Katar inzwischen 40 Mal und erzielte dabei 140 Tore.
Wie geht es weiter mit dem Handball in Katar?
Wie genau die Zukunftspläne des katarischen Verbandes sind, kann man freilich nicht vorhersagen. Dort dürfte man sich allerdings durch den erreichten Erfolg bei den vergangenen Turnieren bestätigt sehen und somit das bisherige Vorgehen weiterverfolgen.
Ob sich das nun auf die Einbürgerung weiterer Spieler bezieht oder darauf, mit den bereits eingebürgerten Handballern den eigenen Nachwuchs zu fördern und so ein starkes Team zu formen, bleibt abzuwarten.
International sorgte die Aufwertung der Kataris durch Roiné, Vidal und Memišević vor allem 2015 für großes Aufsehen. In diesem Jahr war vom „gekauften Team“ aus Katar kaum noch die Rede. Höchstens, als diese mit einem knappen Ergebnis die deutsche Auswahl aus dem Turnier warf.
Die Frage, ob die Einbürgerung von Spielern demnach inzwischen gutgeheißen wird, bleibt allerdings trotzdem unbeantwortet.
Auswahl katarischer Nationalspieler, die bereits für andere Länder aufliefen:
- Rafael Capote (Kuba)
- Bertrand Roiné (Frankreich)
- Eldar Memišević (Bosnien und Herzegowina)
- Žarko Marković (Montenegro)
- Goran Stojanović (Montenegro)