Der Ball mit Echtzeitdatenerfassung in der deutschen Handball-Bundesliga

Die Sommerpause ist endlich vorbei, die deutsche Handball-Bundesliga läuft wieder auf Hochtouren. Die Fans konnten es schon kaum mehr erwarten, spektakuläre Tore, von einem Rückraumhammer, über Dreher, bis hin zum perfekten Dreher live zu erleben. Doch das sind nicht die einzigen News zum Thema Handball, ganz im Gegenteil: Ab sofort wird in der deutschen Handball-Bundesliga eine neue Technologie zur Datenerfassung eingesetzt.

Verantwortlich dafür ist eine neue Technologie. In die Trikots der Spieler und in die Bälle sind ab sofort Computer-Chips eingenäht. Diese ermitteln das Tempo, die Sprunghöhe und die Wurfgeschwindigkeit der Spieler und übermitteln die Daten an eine Software, die diese danach auswertet. So erhalten die Teams einen punktgenauen Einblick in die Leistungsparameter ihrer Spieler. Die Handball-Bundesliga LiquiMoly gab diese Innovation im Mai dieses Jahres bekannt, nun kommt sie auch tatsächlich zum Einsatz.

Die Bundesliga gibt Vollgas

Bereits zu Beginn gab es die ersten Überraschungen. Am dritten Spieltag ließ Titelverteidiger Flensburg die ersten Punkte liegen, das ermöglichte dem Überraschungsteam aus Leipzig den kurzfristigen Sprung an die Spitze der Tabelle. Sie konnten als einziges Team die ersten drei Saisonspiele gewinnen. Auch der Rekordmeister THW Kiel hatte am dritten Spieltag mit Problemen zu kämpfen, setzte sich dann aber doch gegen Die Eulen Ludwigshafen durch.

Zuletzt besiegte der Meister aus Flensburg die Mannschaft von HC Erlangen und übernahm neuerlich die Spitze in der Deutschen Handball-Bundesliga. Verfolger SC Magdeburg waren von den Buchmachern im Spitzenspiel gegen THW Kiel leichte Nachteile eingeräumt worden. Vor der Begegnung erhielt das Team auf Betway eine Quote von 2,10 (Stand 09.09.2019), THW Kiel hingegen wurde mit einer Quote von 2,05 als leichter Favorit eingestuft. Doch die Realität hielt dieser Prognose nicht stand. Der SC Magdeburg setzte sich denkbar knapp mit 32:31 durch und übernahm mit dem Erfolg die Spitze der Tabelle der deutschen Handball-Bundesliga. Damit kassierte THW Kiel die erste Niederlage dieser noch jungen Saison. Neben den Ergebnissen stand natürlich auch die neue Technologie im Mittelpunkt des Interesses.

Die ersten Ergebnisse sind da

Die Neugier war groß, wie sich die technische Innovation im deutschen Handball machen würde. Welche Ergebnisse und Erkenntnisse liefern die Chips? Die ersten Zahlen waren wenig überraschend. Der SC Magdeburg, bekannt für sein Tempospiel, brachte gleich drei seiner Spieler in die Liste der Top 5 der schnellsten Handballspieler. Lukas Mertens erzielt mit 30,53 km/h den Spitzenwert. Die fleißigsten Läufer, aus der Mannschaft von TBV Lemgo, kamen durchschnittlich auf fünf Kilometer pro Spiel.

Erste Probleme

Schnell zeigte sich aber auch das erste Problem der neu eingesetzten Technologie. Aktuell verfügt nur der Ball des Herstellers Select über den notwenigen Chip. Dieser registriert die Pässe, den Ballbesitz und noch vieles mehr. Am ersten Spieltag wurden die Daten lediglich von drei Spielen ausgewertet, denn nur dort kam der Ball zum Einsatz.

Das ärgert naturgemäß die Trainer, die von den neuen Erkenntnissen profitieren möchten. Gleichzeitig fehlen die Daten auch bei der grafischen Aufbereitung für die TV-Seher. Kritiker sehen eine Wettbewerbsverzerrung, denn aktuell setzen nur sechs Teams der deutschen Handball-Bundesliga den Ball von Select ein.

Das sind derzeit DHfK Leipzig, TBV Lemgo, die Rhein-Neckar Löwen, Bergischer HC, die Recken TSV Hannover-Burgdorf und HSG Wetzlar. Der Grund dafür ist ein fehlender einheitlicher Ball, wie er beispielsweise in der deutschen Fußball-Bundesliga üblich ist. Jetzt setzen die Mannschaften in ihren Heimspielen den Ball ihres jeweiligen Ausrüsters ein. Basis dessen sind langfristige Verträge, die man nicht über Nacht kündigen kann.

So soll der Hersteller Kempa zwar bereits bei seinen Handbällen an der Integration der neuen Technologie arbeiten, doch auch das wird Zeit benötigen. Die Handball-Bundesliga gibt sich jedenfalls gelassen und zeigt sich von den bisherigen Ergebnissen beeindruckt. Ziel sei es, dass alle Bälle, mit denen in der Bundesliga gespielt wird, zukünftig mit dem Chip ausgestattet sind.

Die Zukunft beginnt jetzt

Die Spieler selbst gaben an, keine Probleme mit den neuen Bällen und Trikots zu haben. Zwar wurde der Ball bei der Premiere bereits mehrfach gewechselt, weil der Chip kaputt war, doch darüber hinaus zeigten sich viele von den neuen Möglichkeiten durchaus angetan. Die Daten, die gesammelt werden, sind zahlreich. Die Zuschauer erhalten lediglich einen kleinen Teil davon zur Verfügung gestellt. Die Trainer hingegen setzen darauf, die Informationen für taktische Analysen, Wurfbilder und für die Steuerung des Trainings einsetzen zu können.

Wichtig ist es, die Daten richtig zu lesen und zu nutzen. Noch steht der mit Chip ausgestattete Handball in Deutschland am Anfang, doch die Weichen für ein noch aufregenderes Spiel sind gestellt. Vielleicht motiviert der Technologiesprung so manchen Handball-Anfänger, sich näher mit den Regeln und Fragen zum Thema Handball zu beschäftigen und selbst zum Ball zu greifen.